BACHs MAL SELBST - 1. Internationaler Onlinewettbewerb für Orgelimprovisation
Die BACH BIENNALE WEIMAR / Improvisation & Competition schreibt in diesem Jahr zum ersten Mal einen Internationalen Onlinewettbewerb für Orgelimprovisation aus. Das neue Wettbewerbsformat lädt junge Organist*innen aus aller Welt ein, sich improvisatorisch und innovativ mit der weltbedeutenden Thüringer Orgellandschaft und den großen Komponisten auseinanderzusetzen, die von Thüringen aus die Orgelwelt revolutionierten.
Johann Sebastian Bach wuchs in dieser außergewöhnlichen Orgellandschaft auf. Als Organist am Weimarer Hof schrieb er seine herausragendsten Orgelwerke und formte sein Leben lang als Ansprechpartner für Organisten und Orgelbauer diesen einmaligen Klangkosmos mitteldeutscher Barockorgeln. Mit seinen zahlreichen farbigen Grundstimmen, dem Wunsch nach Gravität auf der einen und nach subtilen Klängen auf der anderen Seite, gestaltete Bach einen Orgelstil mit, auf dem emotionales, hochdifferenziertes und dynamisches Orgelspiel in besonderer Weise möglich wurde - und der bis heute erlebbar ist.
Gut 100 Jahre später hatte sich aus diesem Orgeltypus nahtlos die deutsch-romantische Orgel entwickelt und Franz Liszt machte sich von Weimar aus auf den Weg zu zahlreichen Orgeln in der näheren und ferneren Umgebung, um bei seinen ländlichen Orgelconferenzen zu experimentieren und zu probieren. Noch heute finden sich beispielsweise an der von Liszt oft besuchten Orgel im Örtchen Denstedt bei Weimar alte Bleistiftmarkierungen an den Registerzügen, deren Ursprung nicht geklärt ist. Sicher ist allerdings, dass diese Orgelconferenzen der Anstoß für seine revolutionären Orgelwerke wurden, die das Erbe Beethovens, nicht nur hinsichtlich Klang- und Spielästhetik, weiterentwickeln und auf die Orgel bringen.
Max Reger, einer der wohl wichtigsten Wegbereiter der musikalischen Moderne, verbrachte nur seine allerletzten Lebensjahre in der Stadt Jena nahe bei Weimar - und hat dennoch große Spuren hinterlassen. Seine Improvisationskonzerte an der Orgel des Volkshauses Jena waren legendär, seine großes letztes Orgelwerk entstand hier - und zahlreiche spätromantische Instrumente der Thüringer Orgellandschaft schaffen ideale Voraussetzungen für die Wiedergabe seiner gleichzeitig die Vergangenheit reflektierenden und alle Grenzen sprengenden, revolutionären Musik.
„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“ - ein Motto, dass nicht nur Bach mit Liszt und Reger verbindet, sondern auch die Zielsetzung dieses neuen Wettbewerbs ist:
Spielerische und reflektierte Auseinandersetzung mit der Musikgeschichte, berührende Musik im Jetzt, und eine innovative Zukunft für das Instrument Orgel und junge Organist*innen!
„Mit Unterstützung des Institutes für Musikpädagogik und Kirchenmusik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar“
Teilnahmebedingungen
Der Online-Orgelimprovisationswettbewerb steht jungen Organist*innen aus der ganzen Welt offen, die Kommunikation erfolgt auf Englisch oder Deutsch. Teilnahmeberechtigt sind alle Bewerber*innen, die zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht älter als 35 Jahre sind. Teilnahmegebühren fallen nicht an, die Vergabe von Preisen erfolgt durch eine fünfköpfige internationale Jury anhand eingereichter Videos.
Anmeldung & Ablauf
Anmeldefrist: 5.Juni 2022
Die Bewerber*innen erstellen vier Videos (mp4) gemäß der Wettbewerbsaufgaben (siehe unten). Diese sind inklusive der Wettbewerbsunterlagen über WeTransfer oder ähnliche Websites an die folgende Mailadresse zu übermitteln:
competition@bachbiennaleweimar.de
Weitere einzureichende Unterlagen sind neben den Videos:
- ein künstlerischer Lebenslauf inkl. Geburtsdatum, Anschrift und Kontaktdaten (pdf)
- ein Künstlerfoto in hoher Auflösung (jpg) inklusive Fotocredit
- Erbauer, Baujahr und Disposition der verwendeten Orgel(n) (pdf)
- Die von der/dem Teilnehmer*in handschriftlich unterzeichnete Einverständniserklärung (pdf, als Scan) über die Zustimmung zur Veröffentlichung der eingereichten Ton- und Bilddokumente durch die BACH BIENNALE WEIMAR. Die Details sind enthalten in der PDF „Einverständniserklärung“.
Die Bewerber*innen werden bis Mitte Juni über das Ergebnis des Wettbewerbes unterrichtet. Die Bewerber*innen verpflichten sich verbindlich, durch Ihre Teilnahme am Online-Wettbewerb, im Falle eines Preisgewinns am Freitag, den 8. Juli 2022 im Rahmen des öffentlichen Preisträger-Konzertes innerhalb der BACH BIENNALE WEIMAR aufzutreten. Die Hotelunterbringung trägt der Veranstalter. Die Reisekosten werden gegen Vorlage der Original-Belege erstattet.
Weiterhin erklären sich die Bewerber*innen einverstanden, dass die eingereichten Videos eventuell ganz oder in Teilen öffentlich präsentiert werden und die Bewerber*innen anhand der eingereichten Unterlagen durch die BACH BIENNALE WEIMAR und ihre Medienpartner in Rundfunk und Presse vielfältig promotet werden (siehe „Einverständniserklärung“).
Nach Eingang der Bewerbungsunterlagen erhalten die Teilnehmer*innen eine Eingangsbestätigung und sind zum Wettbewerb zugelassen.
Preise
Die BACH BIENNALE WEIMAR verleiht folgende Geldpreise:
1.Preis: 1.200 €
2.Preis: 800 €
3.Preis: 600 €
Die Jury ist nicht verpflichtet, jeden Preis zu vergeben. Die Preise können nicht geteilt, aber zweifach vergeben werden.
Zusätzlich werden die Preisträger*innen durch verschiedene Medienpartner öffentlich promotet und erhalten verschiedene Konzertengagements im In- und Ausland.
Neben den Geldpreisen werden die Preisträger*innen des Onlinewettbewerbes zu einem öffentlichen Konzert am Freitag, den 8. Juli innerhalb der BACH BIENNALE WEIMAR eingeladen, bei dem u. a. spontan über Publikumsthemen zu improvisieren ist. Innerhalb des Konzertes wird zusätzlich ein Publikumspreis vergeben.
Jury
Die internationale Jury setzt sich zusammen aus
Laszlo Fassang (Budapest)
Monica Melcova (Kopenhagen)
Karol Mossakowski (Paris)
Johannes Lang (Leipzig)
Martin Sturm (Weimar) - Juryvorsitz
Wettbewerbsbedingungen/ Aufgaben
Die Beweber*innen reichen insgesamt vier Videoaufnahmen ein. Die vier unterschiedlichen Aufgaben dürfen auf vier unterschiedlichen Instrumenten aufgenommen werden. Das jeweilige Video darf weder geschnitten noch anderweitig bearbeitet sein. Soweit möglich, soll der gesamte Körper der/des Spielenden im Bild zu sehen sein.
Aufgabe 1 (ca. 10 - 15 min.)
Eine Orgelprobe mit Johann Sebastian Bach
Gestalten Sie eine oder mehrere Improvisation(en) in der Auseinandersetzung mit der Kompositions-, Spiel-, und Orgelästhetik Johann Sebastian Bachs.
Als Inspirationsquelle können Ihnen die Orgelproben Johann Sebastian Bachs dienen, wie Sie zum Beispiel an der Wender-Orgel in Arnstadt, der Trost-Orgel in Altenburg oder der Hildebrandt-Orgel in Naumburg mit ihren spezifisch-mitteldeutschen Klangfarben und Möglichkeiten stattgefunden haben könnten. Verpflichtend ist die Integration einer Fuge.
Aufgabe 2 (ca. 10 - 15 min.)
Entweder
a) Franz Liszt auf Orgelconferenz
„Auf jeden Akkord kann jeder Akkord folgen“ - so Franz Liszt über seine harmonische Sprache. Gestalten Sie eine oder mehrere Improvisation(en), die sich mit dem kompositorischem Schaffen Liszts und seines Umgangs mit dem Instrument Orgel intensiv auseinandersetzt.
Überlieferungen berichten insbesondere von Franz Liszt als ein Meister des Registrierens - in so differenzierter und komplexer Weise, dass bis zu vier Registranten für die Uraufführungen seiner Orgelwerke im Merseburger Dom nötig waren. Weitere Elemente seiner Beschäftigung mit dem Instrument Orgel dürften das Erforschen neuer Artikulationsmöglichkeiten und Spieltechniken gewesen sein. Seine Partituren lassen ebenso auf einen lebendigen Umgang mit dem Orgelwind schließen - „Orgel als lebendiger Organismus“?
oder
b) In Max Regers Kopf
Reflektieren Sie in einer oder mehreren Improvisation(en) das kompositorische Schaffen Max Regers und die Klangfarbenwelt der deutschen Spätromantik.
Als Komponist revolutionär, als Pianist legendär, als Dirigent international aktiv - und dennoch zählt Max Reger bis heute zu den am häufigsten missverstandenen Komponisten. Lassen Sie sich inspirieren von Regers echter Polyphonie, seiner unverwechselbaren harmonischen Sprache, seinen Phrasenbildungen, die wie Gebirgszüge eine bis heute in ihrer umstürzenden Expressivität unerhörte musikalische Prosa formen.
Aufgabe 3 (ca. 3 - 5 min.)
Klanglabor Orgel
Seit Jahrhunderten wird im Orgelbau immer die gesamte akustische Welt einer Epoche in die Orgel integriert und zu klanglichem Material transzendiert. Wie aber bildet sich unsere heutige akustische Welt in der Orgel ab? Wie klingt eine Orgel des 21.Jahrhunderts?
Begeben Sie sich mit einer kurzen Improvisation auf Klangsuche nach Unerhörtem.
Aufgabe 4 (ca. 5 - 7 min.)
Persönliches Nachwort
Gestalten Sie eine Improvisation ganz nach Ihren individuellen künstlerischen Prämissen.