
Goethebrunnen am Frauenplan
"Wie in Gottes Busen" Mendelssohn spielt Bach für Goethe
Wilhelmine Freytag - Klavier
HINWEIS: Diese Veranstaltung findet auch am Freitag, 7.7., um 17.30 Uhr statt!
„Jetzt hört alle, alle zu", schrieb Felix (Mendelssohn Bartholdy) ganz aufgeregt an Eltern und Schwester in Berlin. „... Jeden Morgen erhalte ich vom Autor des Faust und des Werther einen Kuß, und jeden Nachmittag vom Vater und Freund Goethe zwei Küsse. Bedenkt!!! ... Nachmittag spielte ich Goethen über 2 Stunden vor, teils Fugen von Bach, teils phantasierte ich ...". Diese besondere Weimarer Bach-Geschichte erzählen wir im authentischen Ambiente: Direkt vor Goethes Wohnhaus am Frauenplan, wo sich diese Episode zugetragen hat.
Der bereits 72-jährige Goethe war vom Spiel des erst 12-jährigen Knaben Mendelssohn-Bartholdy zutiefst beeindruckt. Dieser hatte eine für sein Alter bereits ganz erstaunliche musikalische Produktivität entfaltet: Er hatte zwei Opern geschrieben und eine dritte halb vollendet, hatte groß besetzte Psalmvertonungen, sechs Symphonien, ein Quartett für Klavier und Streichinstrumente, eine Kantate, sechs Klavierfugen und eine Menge Etüden, Sonaten und Lieder komponiert.
Die erste anspruchsvolle „Prüfung“, bei der Goethe Mendelssohn sowohl über ein einfaches Lied improvisieren ließ als auch nach Fugen von Bach verlangte, Mozart und schließlich sogar fast unleserliches Manuskript von Beethoven vorlegte, bestand der Junge glänzend. So äußerte Goethe in den nächsten Tagen gegenüber befreundeten Musikern: „Die musikalischen Wunderkinder sind zwar hinsichtlich der technischen Fertigkeiten heutzutage keine so große Seltenheit mehr; was aber dieser kleine Mann im Fantasiren und Primavistaspielen vermag das grenzt an´s Wunderbare und ich habe es bei so jungen Jahren nicht für möglich gehalten.“
Trug das Spiel des jungen Mendelssohn mit dazu bei, die wahrlich poetische Beschreibung von Bachs Musik in Goethe zu bewirken? „Ich sprach mir's aus: Als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Busen, kurz vor der Weltschöpfung, möchte zugetragen haben, so bewegte sich's auch in meinem Innern, und es war mir, als wenn ich weder Ohren, am wenigsten Augen und weiter keine übrigen Sinne besäße noch brauchte.“
Das Open Air Konzert spürt diesem Weimarer Ereignis nach und vermittelt ein liebenswertes Stück Weimarer Kulturgeschichte. Wir sind außerdem stolz auf unser „Casting“: Möglicherweise kann unser Publikum die junge Pianistin Wilhelmine Freytag vom jungen Mendelssohn Bartholdy kaum unterscheiden…und nicht nur optisch besteht hier offenbar eine gewisse Verwandtschaft:
Wilhelmine Freytag, Jahrgang 2007, erhielt im Alter von fünf Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Im Alter von 11 Jahren wurde sie Jungstudentin an die Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Seither wird sie dort von Prof. Grigory Gruzman unterrichtet.
Seit dem Sommersemester 2022 studiert sie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin bei Prof. Kirill Gerstein. Weitere Impulse erhielt Wilhelmine in Meisterkursen von Prof. Arie Vardi, Prof. Boris Kusnezow und Prof. Marc Bouchkov.
Wilhelmine ist Preisträgerin von nationalen und internationalen Wettbewerben wie dem nationalen Wettbewerb Jugend musiziert mit Höchstpunktzahl und Sonderpreisen, dem internationalen Grieg-Wettbewerb Leipzig oder dem internationalen Schumann-Wettbewerb Düsseldorf. Nach mehreren ersten Preisen beim Carl Bechstein Wettbewerb wurde sie 2020 als Stipendiatin in die Carl Bechstein Stiftung aufgenommen. Außerdem ist sie Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben und der Hannelore Grabow Stiftung.
Auch der Kammermusik widmet sie sich mit großer Leidenschaft. Schon früh begann sie mit ihrer Schwester zusammen zu spielen. 2022 führten sie gemeinsam mit der Staatskapelle Halle das Konzert für Violine, Klavier und Orchester von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Mittlerweile spielt Wilhelmine auch erfolgreich Klaviertrio zusammen mit ihren beiden Geschwistern.
Eintritt frei! Spenden erlaubt!