Lichtsaal Hotel Elephant oder "Bachs Platz", Markt 16

KlangRaum Bach Benefizkonzert | Ouvertüre

Phantasm | Viola da gamba Consort

BENEFIZKONZERT FÜR EINE BACHWELT WEIMAR

Das Wohltemperierte Consort: Musik von J. S. Bach 

Phantasm | Viola da Gamba Consort

Laurence Dreyfus, Diskantgambe und Leitung

Emilia Benjamin, Diskantgambe

Jonathan Manson, Altgambe

Heidi Gröger, Bassgambe

Markku Luolajan-Mikkola, Bassgambe


HINWEIS:

Die Benefizkonzerte „Klangraum BACH“ im Rahmen des Festivals verdanken wir unseren KünstlerInnen, die ohne Honorar auftreten. Sie geben damit ein starkes und unüberhörbares Statement ab: Wir spielen mit Herzblut und Verstand für die Entwicklung der BachWelt Weimar am einzig authentischen Wohnort!

Unser herzlichster Dank an alle Mitwirkenden!

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Programm

Ricercar a3 (Musikalisches Opfer) BWV 1079 [15]

Fughetta supra: Allein Gott in der Höhe (Clavierübung III) BWV 677 [91]

Sinfonia 9 (Inventionen) BWV 795 [19]

Fuga 19 a3 in A major BWV 864 [17b]

 

Fuga 17 in As-Dur [F-Dur] (WtCl II) BWV 886 [11]

Praeludium und Fuga 22 in b-Moll (WtCl I) BWV 867 [6a/b]

Fuga 7 in Es-Dur (WtCl II) BWV 876 [25]

 

Kyrie, Gott heiliger Geist (Clavierübung III) BWV 671 [5]

Vater unser im Himmelreich BWV 737 [12]

Fuga 5 in D-Dur (WtCl II) BWV 874 [23b]

Fantasia in G-Dur (Pièce d’orgue) BWV 572 [84]

 

Wir glauben all an einen Gott (Clavierübung III) BWV 680 [93]

Praeludium und Fuga 16 in g-Moll (WtCl II) BWV 885 [33a/b]

Fughetta super: Dies sind die heiligen zehn Gebot (Clavierübung III) BWV 679 [92]

Fuga C-Dur BWV 547 [9]

 

 

Die Künstler über ihr Programm:

 

In diesem Programm versuchen wir, uns in das Gedankengut Bachs hineinzuversetzen, um nicht nur seine zahlreichen Bezüge zu Arien, Konzerten, Tänzen und Sonaten zu verdeutlichen, sondern auch, um uns als Streicher mit der erstaunlichen Vielfalt an Charakteren, Stilen und Emotionen auseinanderzusetzen, die unter der Oberfläche der Noten lauern. Selbst diejenigen, die dieses Repertoire vom Keyboard aus kennen, werden erstaunt sein, wie die Klarheit der Linien, die auf den Gamben zu hören ist, zu neuen Werken aus Bachs Genie zu führen scheint.

 


Programm - Background

 

Seit ihren Ursprüngen im 16. Jahrhundert war die Musik für Gambenconsorts immer stark auf das Zusammenspiel unabhängiger Stimmen ausgerichtet. Bei der Aufführung englischer Musik von Tye bis Purcell besteht eines unserer Hauptvergnügen darin, die Interaktionen zwischen gleichberechtigten Stimmen zu erfassen und so dem Kontrapunkt Fleisch auf die Knochen zu geben, um schließlich das zu inszenieren, was Balzac später „la comédie humaine“ nannte. Das ist natürlich nicht anders bei einem Choralvorspiel oder einer Fuge von Bach, deren musikalische Subjekte ähnlich wie erfundene menschliche Figuren miteinander ringen und wetteifern und so ein Abbild gelebter Erfahrung gestalten.

 

Unser ausgewähltes Repertoire, das hauptsächlich aus den beiden Büchern von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ und der „Clavierübung III“ stammt, offenbart auf frappierende Weise Verbindungen zu ehrwürdigen englischen Traditionen. Gleichzeitig taucht es in eine chromatische Welt ein, die sich einem rauen Modernismus annähert. Die älteren Consortgattungen umfassten mehrstimmige Fantasien, In Nomine-Kompositionen auf der Grundlage eines Cantus firmus sowie einige Tänze. Wenn wir uns nun vor diesem Hintergrund Bachs imitatorischen Werken nähern, ist es ein Leichtes, hier annähernd gleichwertige Gattungen auszumachen: Fugen und imitatorische Präludien sind modernisierte Gambenfantasien und Choralvorspiele ähneln den In Nomines, wobei überall großzügig Tanzgesten eingestreut sind. Und obwohl ein Gambenconsort nicht mit kontrastierenden Orgelklängen in unterschiedlichen Registern konkurrieren kann, kann es einen gewissen Ausgleich schaffen, indem es Intimität und „Innerlichkeit“ kultiviert wie in „Vater unser im Himmelreich“. Die Gamben scheinen auch gut gerüstet zu sein, um eine ergreifende Wendung in der Erzählung zu unterstreichen wie bei dem schockierenden Ausbruch im außergewöhnlichen „Kyrie, Gott heiliger Geist“, in dem Bach ein expressionistisches Gnadengesuch stellt.

 

Ebenso erscheinen Bachs stilistische Bezüge zur Musik jenseits des Repertoires für Tasteninstrumente deutlicher, so etwa im fünfstimmigen Präludium Nr. 22, das mit seiner vokalen Textur die ergreifenden Ostinati der Passionschöre heraufbeschwört. Das wetteifernde Ringen eines Concerto grosso, die Hüpfer und Sprünge einer aufgeblasenen Gigue, die trompetenden Fanfaren einer venezianischen Canzona, die schaukelnden Wellen einer Loure, der herrschaftliche Prunk einer Ouvertüre, die schwerfällige Würde des stile antico: Sie alle waren mit jener strebsamen Ernsthaftigkeit befrachtet, die das Markenzeichen des Komponisten ist. Niemals behandelte Bach stilistische Anspielungen als statische Objekte, sondern gestaltete sie zu bemerkenswerten neuen Formen aus, die ungewöhnliche Geschichten erzählen. Seine Fugenthemen können Pfiffigkeit und Witz aufweisen, etwa wenn eines mit einer hyperventilierten Reihe kurzer Atemzüge beginnt oder ein anderes ein aussichtsloses Durcheinander von Tonhöhen präsentiert. Selbst die kleinste musikalische Wendung kann intensive Erörterungen über das menschliche Befinden auslösen. Die gesamte Bandbreite subjektiver Erfahrung – von unschuldiger Freude bis hin zu bitterster Erniedrigung – bildet das Fundament von Bachs polyphonem Denken. In diesem Konzert versuchen wir, einige seiner Erkenntnisse aufzuzeigen.

 

Wer jemals dachte, Bachs Fugenkompositionen seien bloße Zurschaustellung technischen Könnens, hat falsch gedacht! Robert Schumann (1838) brachte es auf den Punkt, als er sie „Charakterstücke höchster Art“ nannte, „zum Teil wahrhaft poetische Gebilde, deren jedes seinen eigenen Ausdruck, seine besonderen Lichter und Schatten verlangt“.

Laurence Dreyfus

 


 

ENSEMBLEBIOGRAFIE

PHANTASM, ein preisgekröntes Gambenconsort, wurde 1994 von Laurence Dreyfus gegründet. Schnell setzte das Ensemble international einen neuen Standard für das Consortspiel, sowohl in der Tiefe seiner Interpretationen als auch in seiner Beherrschung makelloser Streichtechnik. Das Consort, das unter anderem mit drei Gramophone Awards ausgezeichnet wurde, reist um die ganze Welt und tritt in Konzertreihen und bei Festivals in ganz Europa, Amerika und Asien auf. Die Auftritte und mehr als 20 CD-Aufnahmen von Phantasm werden immer wieder gelobt, wobei Kritiker ihre "Intensität und Homogenität des Klangs und ihre Schärfe für den stets aktiven emotionalen Fluss der Musik" hervorheben. Ihre jüngsten Auszeichnungen sind der Gramophone Award 2017 für Alte Musik und der Diapason d'or de l'année 2017, der für ihre Aufnahme von Dowlands Lachrimae verliehen wurde. Die Mitglieder von Phantasm (aus Großbritannien, Finnland und Deutschland) waren von 2005 bis 2015 Consort-in-Residence an der University of Oxford und dem Magdalen College. Im Jahr 2015 verlagerte sich die Kunstaktivität der Gruppe nach Berlin.

 

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EINTRITT FREI!

Dank unserer Benefiz-KünstlerInnen!


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