Spielorte
Die BACH BIENNALE WEIMAR erklingt ausschließlich in Sälen, die den Klang der Originalinstrumente optimal zur Geltung bringen, größtenteils aus der Bachzeit oder dem unmittelbaren Umfeld. Denn so wie ein barockes Fresko in Proportion und Farbgebung vom Künstler für einen bestimmten Raum und Zweck maßgeschneidert wurde, stellten Architekten im Barock komplizierte akustische Berechnungen darüber an, wie ein Saal proportioniert und ausgestattet sein musste, damit er seine – oftmals auch musikalische - Funktion ideal erfüllen konnte. OriginalKlang und KlangRaum gehören für uns zusammen.
Hier stellen wir Ihnen die Klangräume der BACH BIENNALE WEIMAR 2023 vor:
Hotel Elephant Weimar / Lichtsaal
Der elegante Lichtsaal des Hotel Elephant Weimar empfängt die Besucher seit der Renovierung im Jahr 2018 in einem Ambiente, das Modernität und Gemütlichkeit vereint. Dennoch klingt der Raum nicht zu sehr nach „Hauskonzert“, sondern verfügt mit Holzfußboden und Oberlicht über ausreichend Oberflächen, die seine Akustik ausgesprochen konzertant erhalten.
Dass hier in unmittelbarer Nachbarschaft Johann Sebastian Bach seine Hausmusiken abhielt und im ehemals nebenliegenden „Hotel zum Erbprinzen“ die „creme de la creme“ der europäischen Kulturgrößen des 19. Jahrhunderts weilte, ist ein typischer „Weimar-Bonus“, der den Aufenthalt hier zu einem besonderen Erlebnis für Liebhaber charismatischer Örtlichkeiten macht.
Stadtkirche St. Peter und Paul/ Herderkirche
Ein originaler, bis heute vielgenutzter Raum ist die Stadtkirche St. Peter und Paul, in der bereits Johann Gottfried Walther ab 1704 als Organist wirkte, und in der sicherlich auch Bach selbst musizierte. Mit hervorragender, starker und fülliger, dabei klar konturierter Akustik stellt sie nicht nur ein sehr authentisches „Hör-Ambiente“ dar, sondern bildet mit dem berühmten, großen Cranachaltar im Altarraum auch atmosphärisch einen einzigartigen Rahmen insbesondere für Bachs stark von der Reformation durchdrungenes geistliches Werk.
Haus der Weimarer Republik
Das Haus der Weimarer Republik befindet sich in einem historischen Gebäude auf geschichtsträchtigem Grund. Im Mittelalter befand sich hier ein Franziskanerkloster. Nach dessen Auflösung im Zuge der Reformation wurden die Gebäude säkular genutzt. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand nach Entwürfen von Clemens Wenzeslaus Coudray eine Wagenremise direkt am heutigen Theaterplatz, in der die Kutschen des Großherzogs Platz fanden. Direkt dahinter befand sich das Zeughaus, in dem bis Ende des 18. Jahrhunderts Waffen gelagert wurden. Im Jahr 1887 wurde es vom Großherzog dem Weimarer Künstlerverein gestiftet, der hier gut besuchte Feste durchführte und Künstlern zeitweise eine Unterkunft bot, darunter Richard Strauss, Engelbert Humperdinck, Max Liebermann und Edward Munch. Die Wagenremise wurde schließlich als Kulissenhaus für das Theater genutzt und war 1919 kurzzeitig Quartier des Freikorps Maercker, welches mit dem Schutz der Nationalversammlung beauftragt war.
Am 9. Februar 1945 gab es einen Luftangriff auf die im Theater befindliche Rüstungsfabrik, dabei entstanden im benachbarten Zeughof schwere Zerstörungen. Vom Künstlerhaus blieb nur das Erdgeschoss übrig, das Kulissenhaus wurde stark beschädigt. Zehn Jahre später fand die Eröffnung einer Kunsthalle statt, dafür wurden bauliche Reste der Wagenremise um einen Hallenneubau erweitert. In der Kunsthalle gab es bis Anfang der 1990er Jahre zahlreiche Wechselausstellungen, die vom Publikum rege besucht wurden.
Als schließlich die Gründung des Bauhauses in Weimar stärkere Beachtung fand, wurde 1994 in der Kunsthalle ein provisorisches Museum eingerichtet. Es war bis zum Frühjahr 2018 geöffnet und hat heute seinen Sitz in einem Neubau am Stephane-Hessel-Platz. Dadurch entstand die Möglichkeit, am Theaterplatz das Haus der Weimarer Republik einzurichten.
(Textzitat: https://www.hdwr.de/museum/geschichte-des-hauses/)
Schießhaus Weimar
Kein geringerer als Minister Johann Wolfgang Goethe beauftragte den auch im Stadtschloss tätigen Architekten Gentz 1804 mit dem Bau des Weimarer Ballhauses. Diese Inkunabel des Klassizismus hat im Brenta-Tal des italienischen Veneto einige Geschwister: Gentz hatte auf einer Italienreise die Villen Palladios studiert und integrierte viele Elemente Palladios in das „liebliche Weimarer Lustgebäude“ (Goethe). Mit seinen perfekten Proportionen, der genialen Lichtregie und dem idyllischen Blick ins Grüne ist es ein beeindruckendes Ambiente. Hier gelingt jedoch auch akustisch die Quadratur des Kreises: vorwiegend glatte, schwingende Holzflächen sowie großzügige aufeinander bezogene Rundungen wie die 12 Meter hohe Tonnengewölbedecke, die Kuppel der verglasten Loggia und die gerundete Volte der Musikerempore kreieren eine im gesamten Raum stupende Akustik für historische Instrumente, die bei Vokal- wie Instrumentalmusik gleichermaßen klar und transparent wie sonor, delikat und zugleich kraftvoll ist.
Jakobskirche
Ebenfalls von der Bachzeit geprägt ist die barocke Jakobskirche, die 1713 - in Bachs Weimarer Jahren - von Herzog Wilhelm Ernst gebaut wurde und eine klassizistische Innenausstattung hat. Architektonisch erinnert sie mit ihrer schmalen Gestalt und den hohen Emporen an die abgebrannte „Himmelsburg“ im Stadtschloss. Die Holzdielen und hölzernen Emporen verleihen dem Raum nicht nur optisch, sondern auch akustisch eine quasi „häusliche“ Weichheit und Wärme, die sich sehr gut für die intimen Farben von Kammermusik eignet. Zugleich erlaubt die vielschichtige Raumstruktur im Konzertbereich jedoch auch ein Experimentieren mit verschiedenen Bühnen-/bzw. Spielpositionen der Ausführenden und quasi theatralischen Effekten – durchaus im Sinne der barocken Affektsprache.